Immobilien – Coronaschwankungen

Notverkäufe, weniger Schwarmzuwanderung in die Städte: Die Corona-Pandemie dürfte in den kommenden Monaten die Kaufpreise für Wohnimmobilien um bis zu 25 Prozent drücken, sagen diverse Immobilienkenner vorher. Mittelfristig erwarten die Analysten wieder steigende Preise. Den Mieten setzt die Krise wohl weniger zu.

Im Fazit für das erste Quartal 2020 kommen Wirtschaftsanalysten zu dem Schluss, dass die Immobilienpreise noch einmal deutlich gestiegen sind gegenüber der Erhebung des Vorquartals. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen legten um 2,8 Prozent zu, Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich um 2,7 Prozent.

Das habe nichts mit Wohnraumknappheit zu tun, vielmehr reflektierten steigende Kaufpreise den höheren Barwert künftiger Mieteinnahmen und damit die weiterhin gesunkenen Zinsen. Ab jetzt ist aber von einer (vorübergehenden) Talfahrt die Rede: Insgesamt rechnet man in den kommenden Monaten mit einer Delle bei den Kaufpreisen, die bei minus zehn bis 25 Prozent liegen könnte. Die Zahl der Erstinserate von Immobilien ist im ersten Quartal 2020 mit Beginn der Kontaktbeschränkungen wegen der Pandemie am 16. März stark eingebrochen: Bei den Eigentumswohnungen um zehn Prozent, bei Eigenheimen um 17 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern sogar um 19 Prozent.

Dabei sind die neu inserierten Mieten und Preise signifikant höher als vor dem 16. März. Man vermutet, dass preiswertere Objekte zurückgezogen worden sind, weil sich der Vermarktungsaufwand nicht lohnt. Die inserierten Quadratmeterpreise sind stabil oder zum Teil leicht gestiegen, weil „Notverkäufer“ noch versuchen, die „alten“ Preise zu erzielen.

Mittelfristig prognostizieren die Analysten Notverkäufe von Wohnimmobilien wegen Einkommensverlusten und einen Rückgang der „Schwarmzuwanderung“. Zuletzt seien viele Menschen innerhalb Deutschlands in beliebte Städte wie Berlin, Leipzig oder Freiburg gezogen – wegen beruflicher Perspektiven oder wegen des Freizeitangebots. Damit dürfte vorerst Schluss sein. Führende Wirtschaftsforscher erwarten durch die Folgen der Pandemie einen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,2 Prozent, einzelne Ökonomen sprechen aber auch von 20 Prozent und mehr. Die Entwicklung der Immobilienpreise wird jedenfalls vom BIP abhängen. Je stärker und je länger die Rezession, desto schärfer der Preiseffekt.

Der erwartete Einbruch der Immobilienpreise wird vermutlich nicht lange andauern. Man erwartet eine Zuwanderungswelle, weil Deutschland besser durch die Krise kommt als andere Länder. Das dürfte die Nachfrage nach Wohneigentum wieder ankurbeln. Langfristig kommt eine Erholung der Kaufpreise – im besten Falle ab Ende 2021.

Langfristig wird Deutschland ein sicherer Hafen für Kapitalanleger bleiben. Die Analysten gehen davon aus, dass Käufer von Wohnimmobilien nach den Erfahrungen wegen der Corona-Kontaktsperre künftig mehr Wert auf einen Balkon und ein separates Arbeitszimmer legen werden.

Allerdings müsse auch davon ausgegangen werden, dass der Wohnungsmarkt künftig wieder stärker reguliert wird. Mittelfristig führten restriktive politische Maßnahmen auf dem Wohnungsmarkt dazu, dass weniger Wohnungen gebaut werden und dadurch die Knappheit ansteigt.

Ihr
Tobias Mangold