Wie real ist das Platzen einer etwaigen Immobilienblase in Deutschland?

Das spricht für eine Immobilienblase in Deutschland

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit ihrer Niedrigzins-Politik und den dadurch tendenziell geringeren Bauzinsen einen Ansturm von potenziellen Käufern auf dem Immobilienmarkt ausgelöst.
  • Die Immobilienpreise in deutschen Großstädten und Ballungsgebieten steigen und steigen.
  • Geldanlagen lohnen sich durch die niedrigen Zinsen nicht mehr. Daher investieren immer mehr Menschen in Immobilien.
  • Es wird zu wenig gebaut, obwohl die Nachfrage sehr hoch ist.
  • Die deutsche Bundesregierung sorgt dafür, dass Nachfrage und Preise weiter steigen – zum Beispiel durch das Baukindergeld, das eher für Bestandsimmobilien als für Neubauten verwendet wird.

Das spricht gegen eine Immobilienblase in Deutschland

  • Es gilt: Je schneller das Bruttoinlandsprodukt wächst, desto größer ist die Gefahr einer Immobilienblase. Wegen der Corona-Krise sank das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland jedoch 2020 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent.
  • Zwar steigen die Immobilienpreise auch auf dem Land, dort bewegen sie sich jedoch im Vergleich zu den Ballungsgebieten in einem angemessenen Rahmen. Das spricht gegen eine Immobilienblase in Deutschland.
  • Das Verhältnis von Kaufpreisen und Mieten ist in den meisten Städten Deutschlands ausgeglichen. Ihr Zusammenspiel ist für den Immobilienmarkt sehr wichtig.
  • Banken achten bei der Kreditvergabe darauf, dass Kreditnehmer das Darlehen in der vorgegebenen Laufzeit zurückzahlen können – zum Beispiel durch ausreichend Eigenkapital, lange Sollzinsbindung und hohe Tilgungssätze. Die Kreditvergabe ist also nicht zu locker, was den Ansturm auf den Immobilienmarkt reduziert.

Fazit und Prognose:

Auch wenn es Hinweise auf eine Immobilienblase gibt – diese treten oft nur regional und nicht bundesweit auf. Betrachtet man den Immobilienmarkt aus der marktwirtschaftlichen Perspektive, entwickelt er sich völlig normal. Hohe Nachfrage sorgt für steigende Preise und ein geringeres Angebot. Auch die Corona-Pandemie lässt das Kartenhaus nicht zusammenbrechen beziehungsweise eine mögliche Immobilienblase platzen – im Gegenteil. Untersuchungen zeigen: Durch den Lockdown ist der Wunsch nach einem eigenen Haus sogar noch größer geworden.

Experten behalten vor allem die Banken und ihre Kreditvergabe stets im Blick. Sie gilt als einer der wichtigsten Indikatoren für eine Immobilienblase. Viele von ihnen haben noch die Finanzkrise von 2008 im Hinterkopf: Damals mussten 25 Geschäftsbanken aufgrund einer geplatzten Immobilienblase schließen. Schuld daran waren fragwürdige Kredite und damit verbundene massenhafte Zwangsversteigerungen. Deutsche Kreditinstitute sind bei der Finanzierung von Immobilien jedoch sehr gewissenhaft.


Steigende Preise, hohe Nachfrage und niedrige Zinsen – Experten gehen davon aus, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Die Beobachter erwarten einen weiteren, aber viel langsameren Preisanstieg in Metropolen wie München, Berlin oder Hamburg. Die meisten Experten sind sich deshalb einig: Eine Immobilienblase wird es in Deutschland tendenziell eher nicht geben.

Ihr
Tobias Mangold