Baugenehmigungen deutlich rückläufig
Die Zinswende zeigt ihre Auswirkungen. Die Baugenehmigungen in Deutschland sind deutlich rückläufig.
Die Baugenehmigungen gehen deutlich zurück. Hier wird die Zinswende sichtbar. Private Häuslebauer können sich die höheren monatlichen Belastungen nicht mehr leisten, und für gewerbliche Projektentwickler werden Neubauten unrentabel. Bei den hohen Zinsen, Baukosten und Grundstückspreisen wird ein Objekt nicht mehr rentabel, wenn man gleichzeitig die Mieteinnahmen nicht ins Unendliche steigern kann. Und so werden weniger Bauanträge gestellt, die Baugenehmigungen sinken!
Nun hat das Statistische Bundesamt die neuesten Daten für November veröffentlicht. Demnach sinken die Baugenehmigungen deutlich! Im November wurde der Bau von 24.304 Wohnungen genehmigt, dies waren 4.716 oder 16,3 % Baugenehmigungen weniger als im November 2021. Von Januar bis November 2022 wurden insgesamt 321.757 Wohnungen genehmigt, 5,7 % oder 19.280 weniger als im Vorjahreszeitraum. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
Für neu zu errichtende Wohngebäude wurden von Januar bis November 2022 Baugenehmigungen für insgesamt 276.474 Wohnungen genehmigt. Das waren 5,8 % oder 16.962 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 15,9 % (-13.710) auf 72.495 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 10,1 % (-2.930) auf 26.174 Wohnungen. Bei den Mehrfamilienhäusern stieg die Zahl der genehmigten Wohnungen um 1,2 % (+2.094) auf 171.911 Wohnungen.
Diese Ergebnisse stützen auch Zahlen, die das ifo-Institut und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) kürzlich veröffentlicht haben. (Die Deutsche Handwerks Zeitung berichtete.) Hierbei wurde die Seite der Antragssteller betrachtet und festgellt, dass Bürger und Investoren weniger Bauanträge stellen. Demnach ging die Zahl der Bauanträge für Einfamilienhäuser im Mai um 17 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück. Im Schnitt verzeichnete der Verband für diesen Monat einen Rückgang der Genehmigungen um sechs Prozent.
Als weiteres Problem kommen vermehrt Stornierungen von Aufträgen hinzu. Darauf hat der Verband erneut im August verwiesen. Man geht davon aus, dass diese Stornierungen in der Hoffnung auf sinkende Preise erfolgen. Dies wird nicht passieren, denn die jetzigen Preise haben eine starke politisch, dauerhaft gewollte Komponente, und das ist die CO2-Umlage.
Die Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) sprach angesichts der sinkenden Zahl der Baugenehmigungen von einem Alarmsignal. Sie ist mit Blick auf die Wohnungsnot in vielen Städten ein wichtiger Indikator. Allerdings werden genehmigte Wohnungen häufig zunächst nicht gebaut, weil Handwerker und Baufirmen wegen großer Nachfrage keine Kapazitäten haben. Hinzu kommen steigende Preise bei Baustoffen und Bauland, anziehende Bauzinsen, drohende Lieferengpässe bei Baumaterial, dazu die generelle Ungewissheit einer Krise.
Vor allem bei den Sozialwohnungen und bei bezahlbaren Wohnungen gibt es in weiten Teilen Deutschlands einen erheblichen Mangel. Man bräuchte Alternativen zum Neubau. Konkret geht es darum, den Umbau und die Dachaufstockung voranzubringen – mit einem Baurecht, das dies ermöglicht und nicht erschwert. Allein durch den Umbau von Büros, die durch das Homeoffice nicht mehr gebraucht würden, könnten bis zu 1,9 Millionen neue Wohnungen entstehen.
Der ZDB ist sich derweil sicher, dass die Finanzierungskosten auch in Zukunft steigen und das jetzige noch günstige Niveau verlassen werden. Die Politik muss die Preis- und Verordnungsfesseln lösen, und alle Bauwilligen sollten das jetzige Preisniveau als das günstigste aller zukünftigen Tage erkennen.
Ihr
Tobias Mangold