Das Wohnen in der Zukunft

Das Wohnen der Zukunft wird digital – für diejenigen, die es sich leisten können. Das zumindest ist das Ergebnis aktueller Studien. Eine soziale Spaltung würde diverse Städte vor neue Herausforderungen stellen.

Das Wohnen von morgen wird sich zwischen „Hightech und Hygge“ bewegen, zwischen digitaler Technik und Bequemlichkeit. Wohnungen werden beim Einzug selbstverständlich eine digitale Grundausstattung haben. Das WLAN funktioniert schon beim ersten Betreten, Heizungen haben mit dem Handy fernsteuerbare Thermostaten – „einziehen und loswohnen“ lautet das Motto. Die Technik jedoch wird die Räume nicht dominieren. Sie wird im Hintergrund funktionieren. Die Gestaltung der Wohnung ist stattdessen nur auf Wohlfühlen und Gemeinschaft ausgerichtet.

So sieht die Zukunft des Wohnens in Deutschland aus, wenn man der Studie „Wohntrends 2035“ des Wohnungswirtschaftsverbands GdW folgt, die dieser vorstellte. Das gilt allerdings nur für die, die es sich leisten können. Denn während die Zahlungskräftigen immer anspruchsvoller in ihren Wohnwünschen werden, müssen sich die weniger Wohlhabenden immer mehr anstrengen, um sich ihre Wohnung weiter leisten zu können – insbesondere in den Städten.

Das heißt: Weil Wohnen, insbesondere in Großstädten, immer teurer wird, steigt der Anteil am Einkommen, den die Menschen fürs Wohnen aufwenden müssen. Das trifft vor allem die unteren Gehaltsgruppen. Das Armutsrisiko in Deutschland sei von 2009 bis heute kontinuierlich gestiegen, auf zuletzt 15,7 Prozent, rechnen die Forscher vor. Damit verbunden sei vor allem die Gefahr der Altersarmut. Überdurchschnittliche Belastungen weisen Haushalte mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende sowie Seniorenhaushalte auf. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum bleibt hoch.
Das deckt sich mit einer neuen Statistik zur Überschuldung in Deutschland, die ebenfalls vor kurzem vorgestellt wurde. 6,9 Millionen Menschen in Deutschland sind überschuldet, berichtete die Wirschaftsauskunftei Creditreform. Das heißt: Bei gut jedem zehnten Erwachsenen sind die Gesamtausgaben dauerhaft höher als die Einnahmen.

Zugleich hat aber in den vergangenen Jahren auch der Wohlstand in Deutschland zugenommen. Für den Wohnungsmarkt heißt das laut Wohnungswirtschaftsverband: Der Gruppe finanzstarker Mieter steht eine Gruppe gegenüber, die eine geringere Kaufkraft aufweist. Alles dazwischen bröckele nach und nach weg. Dem folgend würde es künftig vor allem eine Nachfrage nach einerseits kleinen, einfach ausgestatteten Wohnungen geben, andererseits nach besonders komfortabel ausgestatteten. Die Zahlungskräftigen stellten „sehr hohe Anforderungen an die Modernität, Qualität, technische Ausstattung und auch an das Service- und Dienstleistungsangebot“. Demografisch werde sich die Anzahl der Single-Haushalte weiter erhöhen, deshalb würden künftig auch in höheren Preisgruppen kleinere Wohnungen nachgefragt werden.

Da den Zahlungsschwachen etwa doppelt so viele Anspruchsvolle entgegenstehen, sieht die Wohnungswirtschaft in dieser Entwicklung neue Geschäftschancen. Die Entwicklung der Wohnkostenbelastung, die Zunahme der Segregation und die starken Zuwanderungen führen dazu, dass die Anforderungen an die Integration insbesondere in den großen Städten nicht nur weiter ansteigen werden, sondern diese zu einer wichtigen, langfristigen Daueraufgabe machen werden.

Ihr
Tobias Mangold